Donnerstag, 9. April 2009

Am Anfang war Elle oder: Wie, wo, was, warum?

In knapp drei Monaten werde ich mich bereits auf dem Sprung nach Nicaragua befinden und genau deshalb dachte ich, dass es nun an der Zeit sei, über das zu berichten, was ich genau dort tun werde - wo dort überhaupt ist -, und was mich überhaupt dazu gebracht hat, dort hin zu gehen: 

Am Anfang war da die Frage, was ich nach dem Abitur mache. Diese Frage habe nicht ich gestellt, sondern Elena in Spanien: wir standen gerade in Mugardos auf dem Quai und eigentlich habe ich in diesem Moment schon an unsere bevorstehende Heimreise gedacht. Dann kam die Elle und sagte, dass sie ein Freiwilliges Soziales Jahr in Mexico machen möchte, zusammen mit Lukas - und mit mir. In den folgenden Monaten planten wir also unser Jahr: aus Mexico wurde Chile, aus Chile wurde Argentinien und als wir schließlich zu dritt beim letzten Orientierungstag der EKIR (Evangelische Kirche im Rheinland) in Bonn standen, wurde uns schnell bewusst, dass man viel planen kann, aber letztlich vieles noch dem Zufall - oder zumindest anderen - überlassen ist. Dennoch war zumindest ich nach diesen ersten Eindrücken des Freiwilligen Friedensdienstes, nach Gesprächen mit ehemaligen Freiwilligen und nach den Möglichkeiten und Aufgaben der Freiwilligen, elektrisiert. Ende Dezember schickte ich meine Bewerbung ab und Anfang Januar wurde ich tatsächlich zu einem Auswahltag eingeladen. Zeitgleich erhielt ich eine Übersicht zu den verschiedenen Projekten der EKIR auf der ganzen Welt und mir wurde schnell klar, dass man gar nicht genug helfen kann. Dennoch habe ich mich letztlich für Nicaragua entschieden und das Projekt der Escuela Publica Wuppertal im Rahmen des Auswahltages vorgestellt. Zwei Wochen später erhielt ich einen Anruf, dass ich dort eine Stelle habe, wenn ich wollte. 

Es wurde also Zeit, mich über das Land zu informieren, in das ich nun bald gehen würde, und wie ich es bereits von den Auswahltagen kannte, wurde ich optimal vorbereitet, ohne zu irgendeiner Zeit Bedenken oder Fragen zum FFD zu haben. Was mache ich also genau in Nicaragua? Ich bin in einer Grundschule in Matagalpa tätig und werde dort vermutlich Kunst, Sport und Englisch unterrichten. Ich werde mit Kindern zu tun haben, denen ein Leben in Deutschland wie ein Traum vorkommen muss und die vielleicht nicht verstehen, weshalb jemand in ein ärmeres Land kommt, um zu helfen. Ich werde Spanisch sprechen müssen, ohne Spanisch zu können, ich werde mich an eine neue Kultur kennen lernen müssen und mich anpassen müssen, was sicherlich nicht immer einfach ist; und all das ist eine ganze Menge Arbeit und wird nicht immer einfach sein. Aber zum Glück bin ich nicht allein: drei weitere Freiwllige sind mit mir in Matagalpa tätig und werden zu meiner neuen Familie werden. 

-> http://www.ekir.de/ekir/ekir_14240.asp

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Was es heißt, zu gehen

Mit knapp zwanzig Jahren Lebenserfahrung habe ich mich entschlossen, ab Sommer 2009 für ganze zwölf Monate nach Nicaragua zu gehen; dass es geklappt hat, hatte ich zwischendurch nicht wirklich gedacht; aber dass ich nun, Anfang Juli, so kurz vor der Ausreise stehe und meine Schulzeit einfach so an mir vorbei gegangen ist - das ist noch weniger zu begreifen. Ich werde natürlich an diesem Zustand nichts ändern können und freue mich tatsächlich wahnsinnig auf die Zeit in Mittelamerika. Bisher haben sich meine Auslandserfahrungen auf den europäischen Raum begrenzt; am 23. Juli geht es jedoch los in ein Land, von dessen Existenz ich zuvor zwar wusste, aber an das ich doch zugegeben wenig gedacht habe - und das ich geographisch als Abiturientin "drüben" eingeordnet habe.

Innerhalb eines Jahres werden sich mein Weltbild, meine geographischen und kulturellen Kenntnissen verschieben, neu ordnen. Ich werde einen Teil der Welt kennen lernen, der von Armut, Korruption, Drogen und der Hoffnung auf Besserung bestimmt wird, - aber genau so von Gastfreundlichkeit, Freude am Leben und an dem wenigen, das man hat.

Ich verlasse meine Heimat, ohne zu wissen, was Heimat eigentlich ist.

Natürlich werde ich wiederkommen - jedenfalls gehe ich stark davon aus -, aber die Entwicklung, die ich in diesem Jahr vollziehen werde, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Es fällt leicht, über all diese Dinge an einem warmen, geheizten Ort (im Winter) zu schreiben, wenn man von all dem umgeben ist, das man zum Leben braucht. Wie es tatsächlich in Nicaragua aussieht, was sich tatsächlich hinter dem Wort Armut verbirgt und was man als Europäer tun kann oder tun muss, werde ich erst in einem Jahr wissen. Dieser Blog ist daher zweierlei: einerseits eine Informationsstation, die allen, die es interessiert oder auch nur zufällig hierher stolpern, Eindrücke meines Lebens in Nicaragua schildern soll; andererseits eine Gedankenkiste, in der ich all das verarbeiten und mitteilen kann, was ich hier erlebe; im Großen und Ganzen ist es dabei auch ein Beitrag meinerseits, um eine Welt, die unglaublich verknüpft ist und die denkbar unvorstellbar von der Technik und dem Fortschritt profitiert, zu ermöglichen, die sich in all der Schnelllebigkeit auch noch gegenseitig versteht und zuhört.