Dienstag, 9. März 2010
Unser Haus
Hinzu kommt, dass wir nicht mehr im Freien duschen müssen, nein, wir können mittlerweile sogar heiß duschen; man stellt zwar fest, dass es gewissermaßen überflüssig ist, denn eigentlich ist es hier sehr heiß und kalt duschen fällt da leichter, wenn anfangs auch schwerer.
Aber wir haben auch weniger Kakerlakenprobleme. Innerhalb eines Monats hatten wir bisher nur einen krabbeligen Untermieter, - aber gut, das mag auch daran liegen, dass wir nun in luftiger Höhe im zweiten Stock leben.
Wir haben einen Hund und eine dicke Katze, die nur deshalb dick ist, weil sie schwanger ist. Das heißt, dass sie momentan brütet und in einer Woche wird sie Katzenkinder legen.
Es folgt also nun: unsere Wohnung in Bildern. Was zu sehen ist, muss erraten werden, allerdings sei so viel gesagt: Küche, Wohnzimmer, mein Zimmer, Hund, Katze, Terrasse, Matagalpa am Tag, Matagalpa bei Nacht. Aussichtspunkt: eine Terrasse in San Francisco.
Jeder, der kurzfristig in der Nähe sein sollte, ist herzlich eingeladen, bei uns vorbeizuschauen. Auf ein Bier auf unserer Dachterrasse oder auch länger - wir haben Platz und unser Hund gibt jedem gern die Pfote.
Was es heißt, zu gehen
Mit knapp zwanzig Jahren Lebenserfahrung habe ich mich entschlossen, ab Sommer 2009 für ganze zwölf Monate nach Nicaragua zu gehen; dass es geklappt hat, hatte ich zwischendurch nicht wirklich gedacht; aber dass ich nun, Anfang Juli, so kurz vor der Ausreise stehe und meine Schulzeit einfach so an mir vorbei gegangen ist - das ist noch weniger zu begreifen. Ich werde natürlich an diesem Zustand nichts ändern können und freue mich tatsächlich wahnsinnig auf die Zeit in Mittelamerika. Bisher haben sich meine Auslandserfahrungen auf den europäischen Raum begrenzt; am 23. Juli geht es jedoch los in ein Land, von dessen Existenz ich zuvor zwar wusste, aber an das ich doch zugegeben wenig gedacht habe - und das ich geographisch als Abiturientin "drüben" eingeordnet habe.
Innerhalb eines Jahres werden sich mein Weltbild, meine geographischen und kulturellen Kenntnissen verschieben, neu ordnen. Ich werde einen Teil der Welt kennen lernen, der von Armut, Korruption, Drogen und der Hoffnung auf Besserung bestimmt wird, - aber genau so von Gastfreundlichkeit, Freude am Leben und an dem wenigen, das man hat.Ich verlasse meine Heimat, ohne zu wissen, was Heimat eigentlich ist.
Natürlich werde ich wiederkommen - jedenfalls gehe ich stark davon aus -, aber die Entwicklung, die ich in diesem Jahr vollziehen werde, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Es fällt leicht, über all diese Dinge an einem warmen, geheizten Ort (im Winter) zu schreiben, wenn man von all dem umgeben ist, das man zum Leben braucht. Wie es tatsächlich in Nicaragua aussieht, was sich tatsächlich hinter dem Wort Armut verbirgt und was man als Europäer tun kann oder tun muss, werde ich erst in einem Jahr wissen. Dieser Blog ist daher zweierlei: einerseits eine Informationsstation, die allen, die es interessiert oder auch nur zufällig hierher stolpern, Eindrücke meines Lebens in Nicaragua schildern soll; andererseits eine Gedankenkiste, in der ich all das verarbeiten und mitteilen kann, was ich hier erlebe; im Großen und Ganzen ist es dabei auch ein Beitrag meinerseits, um eine Welt, die unglaublich verknüpft ist und die denkbar unvorstellbar von der Technik und dem Fortschritt profitiert, zu ermöglichen, die sich in all der Schnelllebigkeit auch noch gegenseitig versteht und zuhört.
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