Facts
Nicaragua ist nach Haiti das zweitärmste Land Lateinamerikas
Knapp sechs Millionen Menschen leben in Nicaragua; davon eine Million in Managua und den Vorstädten
Mehr als die Hälfte aller Nicaraguaner ist unterernährt: viele Kinder sterben noch vor Erreichen des zehnten Lebensjahres
Die Arbeitslosigkeit liegt bei fast 50 %; das geringe Pro-Kopf-Einkommen der Einwohner macht Nicaragua nach Maßstäben der WHO zu einem Entwicklungsland
Mehr als die Hälfte aller Nicaraguaner ist jünger als fünfzehn; die Leid tragenden sind vor allem die Kinder; eine typische nicaraguanische Familie hat bis zu fünf Kindern; die Geburtenrate wird im Laufe der nächsten Jahrzehnte voraussichtlich nicht sinken
Das Bildungssystem ist nicht besonders ausgereift; zumal kann es sich nicht jede Familie leisten, alle Kinder zur Schule zu schicken; viele Kinder rutschen in die Kriminalität ab; vor allem der Drogenhandel ist in den großen Städten Nicaraguas sehr ausgereift
Situation in Managua und in den Städten
Nicaraguas Hauptstadt liegt in einem erdbebenreichen Gebiet; zahlreiche Erschütterungen haben über die Jahrhunderte das Gesicht der Stadt entstellt; das bisher schlimmste Beben, vom 23. Dezember 1972, hat allein in Managua 5000 Menschen das Leben gekostet
Die Folgen des Erdbebens sind auch noch heute, siebenunddreißig Jahre nach dem Beben, zu spüren: dadurch, dass das Beben die Stadt und das Zentrum geradezu komplett zerstört hat, ist Managua beinahe zu einer Erinnerung mit einer riesigen Vorstadt geworden: das alltägliche Leben findet in den Slums statt, vor allem Kinder finden sich in Baden, so genannten Pandillas, zusammen, werden in den Drogenhandel eingeführt, der die einzige Möglichkeit darstellt, um dem Teufelskreis aus Elend und Armut zu entgehen.
In Managua findet sich zudem die größte Müllkippe Mittelamerikas „La Churreca“; sogar hier leben Menschen in Bergen von Müll, Kinder durchstreifen täglich den stinkenden Abfall auf der Suche nach Metall, das sie verkaufen können
Wie in zahlreichen anderen süd- und mittelamerikanischen Ländern ist die Kriminalität vor allem in den Städten Nicaraguas sehr hoch; dazu kommen schlechte Trinkwasserversorgung und die schnelle Verbreitung von tödlichen Krankheiten wie Tuberkulose und Dengue-Fieber, an denen jährlich unzählige Kinder sterben; dabei sind viele dieser Krankheiten anhand von heutigen medizinischen Kenntnissen heilbar oder zumindest zu behandeln.
La Churreca in Managua, die größte Müllkippe Mittelamerikas
Begleiterscheinungen
In den letzten fünfzig Jahren ist der Zulauf in die Stadt enorm gestiegen; immer mehr Menschen suchen in den großen Städten des Landes die Möglichkeit, einen Neuanfang wahrzunehmen; die meisten von ihnen landen jedoch in der Dichte der Slums
Das Chaos, das in den Städten herrscht, macht es beinahe unmöglich, einen Punkt zu finden, an dem man ansetzen kann
Situation auf dem Land
In den großen Städten verschafft die Menge der Menschen Anonymität; es gibt nicht einen Tag, an dem nicht von einem toten Kind in der Zeitung zu lesen ist, von Kindern, die sich durch das „Schnüffeln“ von Klebstoff am Leben halten und doch letztlich in einer Mülltonne tot aufgefunden werden; auf dem Land ist es die Weite, die Drogenhandel und Korruption möglich und ungesehen macht.
In Nicaragua gibt es eine bedrohte ethnische Minderheit von Ureinwohnern, die in Reservaten leben und ebenfalls unter der extremen Armut leiden; sie bleiben jedoch zumeist auf dem Land
Maßnahmen gegen die Armut
Die nicaraguanische Regierung sieht den größten Problemen des Landes, Armut, Kriminalität und Drogenhandel hilflos entgegen; die nötige Hilfe liegt in den Händen ausländischer Organisationen, die jedoch genau so schwer Zugang zu den tatsächlichen Problemherden finden; die Ursachen sind bekannt, aber die Quellen sind nicht zu erreichen.
Viele Nicaraguaner versuchen, über Managua nach Costa Rica oder in die USA auszuwandern, wo sie meist illegal arbeiten und Geld an ihre Familien in ihrer Heimat schicken; es wird vermutet, dass jeder fünfte Nicaraguaner diesen Weg geht
Das Land wird häufig von Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Wirbelstürmen heimgesucht; mühsam aufgebaute Entwicklungshilfe wird also in vielen Fällen blitzartig zerstört
Einige wenige nicaraguanische Persönlichkeiten sind auch über die Grenzen ihres Heimatlandes bekannt und wissen ihre Popularität zu nutzen: so beispielsweise Ernesto Cardenal, der gemeinsam mit dem österreichischen Schriftsteller, Schauspieler und Übersetzer Dietmar Schönherr im von ihnen gegründeten Casa de los tres mundos in Granada und Managua Kindern den Zugang zur Kunst ermöglichen möchte (das nicaraguanische Bildungssystem sieht musisch-künstlerische Fächer nicht im Unterricht vor).
Wie in so vielen Ländern leidet Nicaragua unter einer tragischen Kombination aus Armut und Fehlorganisation; was fehlt, ist Geld, genau so aber auch eine wohl strukturierte Regierung, die das fehlende Geld an den richtigen Stellen einzusetzen weiß.
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