Sonntag, 5. Juli 2009

Nicaragua im Visier

Morgen beginnt das zweiwöchige Ausreiseseminar in Bonn.
Ich kann noch gar nicht glauben, dass die Zeit tatsächlich gekommen ist - es fällt einem so leicht, im Winter zu sagen, dass man im Sommer weg geht.

Und nun?

Ich zweifle nicht daran, dass meine Entscheidung, wegzugehen, richtig ist. Ich zweifle auch nicht an Nicaragua. Aber manchmal frage ich mich doch wirklich, ob das gerade alles mir passiert, ob das alles wirklich mein Leben ist - es ist ungewohnt aufregend.
Ich verstehe erst jetzt, so kurz vor der Abreise, was es wirklich heißt, für ein Jahr wegzugehen. Wahrscheinlich ist das aber auch gut so!

Gestern Abend bzw. heute Nacht habe ich einige von euch zum letzten Mal gesehen, was ich auch nicht wirklich glaube. Ich meine - natürlich sehen wir uns wieder. Aber so langsam kommen mir die Auswirkungen meiner Entscheidung ins Bewusstsein - und ich kann mich eigentlich nur wundern.

Als Vorbereitung für das Seminar habe ich mich über die Armut in Nicaragua informiert; meine Ergebnisse findet ihr ebenfalls hier. Es ist ziemlich erstaunlich, dass man fats zwanzig Jahre unbekümmert leben kann, ohne an all diese Dinge zu denken.
Man hört davon; aber wir denken erst dann darüber nach, wenn es uns wirklich berührt, als wäre alles andere zuvor nur eine wahre Erzählung, an der doch alle zweifeln.

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Was es heißt, zu gehen

Mit knapp zwanzig Jahren Lebenserfahrung habe ich mich entschlossen, ab Sommer 2009 für ganze zwölf Monate nach Nicaragua zu gehen; dass es geklappt hat, hatte ich zwischendurch nicht wirklich gedacht; aber dass ich nun, Anfang Juli, so kurz vor der Ausreise stehe und meine Schulzeit einfach so an mir vorbei gegangen ist - das ist noch weniger zu begreifen. Ich werde natürlich an diesem Zustand nichts ändern können und freue mich tatsächlich wahnsinnig auf die Zeit in Mittelamerika. Bisher haben sich meine Auslandserfahrungen auf den europäischen Raum begrenzt; am 23. Juli geht es jedoch los in ein Land, von dessen Existenz ich zuvor zwar wusste, aber an das ich doch zugegeben wenig gedacht habe - und das ich geographisch als Abiturientin "drüben" eingeordnet habe.

Innerhalb eines Jahres werden sich mein Weltbild, meine geographischen und kulturellen Kenntnissen verschieben, neu ordnen. Ich werde einen Teil der Welt kennen lernen, der von Armut, Korruption, Drogen und der Hoffnung auf Besserung bestimmt wird, - aber genau so von Gastfreundlichkeit, Freude am Leben und an dem wenigen, das man hat.

Ich verlasse meine Heimat, ohne zu wissen, was Heimat eigentlich ist.

Natürlich werde ich wiederkommen - jedenfalls gehe ich stark davon aus -, aber die Entwicklung, die ich in diesem Jahr vollziehen werde, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Es fällt leicht, über all diese Dinge an einem warmen, geheizten Ort (im Winter) zu schreiben, wenn man von all dem umgeben ist, das man zum Leben braucht. Wie es tatsächlich in Nicaragua aussieht, was sich tatsächlich hinter dem Wort Armut verbirgt und was man als Europäer tun kann oder tun muss, werde ich erst in einem Jahr wissen. Dieser Blog ist daher zweierlei: einerseits eine Informationsstation, die allen, die es interessiert oder auch nur zufällig hierher stolpern, Eindrücke meines Lebens in Nicaragua schildern soll; andererseits eine Gedankenkiste, in der ich all das verarbeiten und mitteilen kann, was ich hier erlebe; im Großen und Ganzen ist es dabei auch ein Beitrag meinerseits, um eine Welt, die unglaublich verknüpft ist und die denkbar unvorstellbar von der Technik und dem Fortschritt profitiert, zu ermöglichen, die sich in all der Schnelllebigkeit auch noch gegenseitig versteht und zuhört.