
So richtig verstehen wir es noch nicht, dass wir tatsächlich hier sind, dass diese wunderschöne Stadt und die Berge drumherum wirklich sind; und dass wir Teil von all dem sind.
Unsere Wohnung wird mit jedem Tag wohnlicher, die ästhetische Planung wird mit jedem neuen Möbelstück ausgereifter und mittlerweile kam sogar die merkwürdige Idee auf, unseren Hof mit Pakett auszulegen. Nein, wir langweilen uns nicht, unser Haus hat einfach nur viel Potential.
Nach einer durchaus gelungenen Möbelbauaktion haben wir uns am Sonntag zurückgelehnt, waren zuerst richtig schön essen, haben unzählige Milchshakes in uns hinein gekippt und waren dann in den Bergen, die Matagalpa umgehen. Eigentlich sind wir nur eine der zahlreichen Straßen bis zum Ende entlang gegangen, denn die Straßen ziehen sich hier die Berge hinauf. Dahinter lag eine - darf man das sagen - faszinierende Mischung aus Armut und paradiesischer Natur. Die Menschen, die dort am Ende der Straße lebten (die nicht mehr apshaltiert war), hatten erschreckend wenig. Und doch wurden wir hier freundlicher begrüßt als im Zentrum, wir wurden sogar herein gebeten und die Kinder, die auf den Hügeln um Matagalpa leben, waren unglaublich fröhlich.
Es ist beinahe herzzerreißend, wenn man sieht, mit wie wenig sie sich zufrieden geben. Sicherlich herrschen in Deutschland andere Standards, aber ich frage mich manchmal, wie deutsche Kinder reagieren würden, wenn sie auch nur einen Tag so leben müssten, wie diese Kinder es immer tun (ein Experiment, das man vielleicht nicht in die Tat umsetzen sollte, allein wegen der Kinder. Auf beiden Seiten.)
Ansonsten besteht unser Leben momentan aus Sprachkursen und Hausausstatten, Herumlaufen und Staunen, Essen, Schlafen, Putzen. Der Staub, der sich in unserer Wohnung "einfach so" sammelt, ist erstaunlich.

Dafür werden wir immer mehr Teil der Stadt, können die Strecken mittlerweile zu Fuß ablaufen und müssen kein Taxi mehr nehmen (was so unglaublich touristisch wirkt und uns eigentlich unangenehm ist). Im Übrigen ist es dabei auch viel spannender, die Stadt für sich selbst zu erwandern: denn wir sehen viel mehr, bekommen viel mehr von der Kultur mit und werden natürlich auch doppelt so viel angemacht. Die Leute pfeifen s uns hinterher (auch Tim wird hinterher gepfiffen, es hat also nicht mit geschlechtsspezifischer Unterdrückung zu tun) und im gewissen Sinne gehört es wohl auch dazu, dass man einer Frau einfach hinterher pfeift, wenn sie die Straße überquert. Ich vermute mal, dass es Teil des nicaraguanischen Verständnisses von Achtung ist, solange es nicht zu offensichtlich bzw. radikal wird. (Ich hoffe es zumindest.)
"Nein, wir langweilen uns nicht, unser Haus hat einfach nur viel Potential."
AntwortenLöschenWas für ein epischer Satz! :D