Donnerstag, 28. Januar 2010

San Francisco

Nachdem wir in den letzten Monaten Zentralamerika bereist haben, haben wir am vergangenen Wochenende beschlossen, uns die Staaten anzusehen.
Nein!
Aber nach sechs Monaten (Halbzeit, liebe Leute - und es geht schneller, als man denkt) in einem Haus, kam für uns die Zeit, die Bleibe zu wechseln; auch, weil Mirte nicht mehr bei uns ist und wir nun zu zweit in einem großen Haus lebten.
Bereits im November haben wir uns unsere Wohnungsalternative angesehen und Tim hat sich in ein Haus verliebt, von dessen Dachterrasse man ganz Matagalpa sehen konnte.
Wir wohnen jetzt am Hang, an einem dieser Hänge, die die Stadt hinaufkriecht, weil es im engen Talkessel Matagalpas scheinbar nur Platz für die Calle Central gibt.
Neben der Dachterrasse gibt es auch noch eine Dusche mit heissem Wasser. Die Zeiten, in denen wir im Patio neben Regenwürmern kalt duschen mussten, gingen also am vergangenen Montag vorbei. Und ja, wir wohnen nun in San Francisco, denn so heisst unser neues Barrio.

Ein Freund organisierte uns einen Pickup und unsere Möbel fuhren durch halb Matagalpa; da aber die Wohnung, die wir nun unser Eigen nennen können, beinahe aus einem grossen Raum besteht, verbrachten wir den gestrigen Tag mit dem Anfertigen einer Wand, um mein angedachtes Zimmer vom restlichen Wohnzimmer zu trennen.
Um in diesem Haus zu leben, ging Tim einige Kompromisse ein, denn ich wollte eigentlich nicht umziehen: aber gut. Jetzt gebe ich mich mit einem wunderschönen Zimmer mit Blick über Matagalpa zufrieden, während Tim in einer Kammer schläft, die gerade mal so hoch und lang ist, dass er darin liegen und stehen kann ( also 2 x 2 m).

Matagalpa ist eine Bergstadt; und das können wir jetzt auch sehen.
Jeden Abend und jeden Morgen sitzen wir auf der Terrasse, mit Ayu, dem Hund unserer Vermieter, der jedem die Pfote geben will (der Hund, nicht der Vermieter).
Es lebt sich also nicht schlecht in unserem neuen Haus; es ist zwar weiter weg vom Projekt, es liegt am Hang, das heisst, dass wir einiges laufen müssen, um zu Hause anzukommen. Aber wer die Stadt sehen will, der muss eben auch nach oben; zumindest in Matagalpa.

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Was es heißt, zu gehen

Mit knapp zwanzig Jahren Lebenserfahrung habe ich mich entschlossen, ab Sommer 2009 für ganze zwölf Monate nach Nicaragua zu gehen; dass es geklappt hat, hatte ich zwischendurch nicht wirklich gedacht; aber dass ich nun, Anfang Juli, so kurz vor der Ausreise stehe und meine Schulzeit einfach so an mir vorbei gegangen ist - das ist noch weniger zu begreifen. Ich werde natürlich an diesem Zustand nichts ändern können und freue mich tatsächlich wahnsinnig auf die Zeit in Mittelamerika. Bisher haben sich meine Auslandserfahrungen auf den europäischen Raum begrenzt; am 23. Juli geht es jedoch los in ein Land, von dessen Existenz ich zuvor zwar wusste, aber an das ich doch zugegeben wenig gedacht habe - und das ich geographisch als Abiturientin "drüben" eingeordnet habe.

Innerhalb eines Jahres werden sich mein Weltbild, meine geographischen und kulturellen Kenntnissen verschieben, neu ordnen. Ich werde einen Teil der Welt kennen lernen, der von Armut, Korruption, Drogen und der Hoffnung auf Besserung bestimmt wird, - aber genau so von Gastfreundlichkeit, Freude am Leben und an dem wenigen, das man hat.

Ich verlasse meine Heimat, ohne zu wissen, was Heimat eigentlich ist.

Natürlich werde ich wiederkommen - jedenfalls gehe ich stark davon aus -, aber die Entwicklung, die ich in diesem Jahr vollziehen werde, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Es fällt leicht, über all diese Dinge an einem warmen, geheizten Ort (im Winter) zu schreiben, wenn man von all dem umgeben ist, das man zum Leben braucht. Wie es tatsächlich in Nicaragua aussieht, was sich tatsächlich hinter dem Wort Armut verbirgt und was man als Europäer tun kann oder tun muss, werde ich erst in einem Jahr wissen. Dieser Blog ist daher zweierlei: einerseits eine Informationsstation, die allen, die es interessiert oder auch nur zufällig hierher stolpern, Eindrücke meines Lebens in Nicaragua schildern soll; andererseits eine Gedankenkiste, in der ich all das verarbeiten und mitteilen kann, was ich hier erlebe; im Großen und Ganzen ist es dabei auch ein Beitrag meinerseits, um eine Welt, die unglaublich verknüpft ist und die denkbar unvorstellbar von der Technik und dem Fortschritt profitiert, zu ermöglichen, die sich in all der Schnelllebigkeit auch noch gegenseitig versteht und zuhört.