Donnerstag, 6. Mai 2010

Ein neues Heim

Der Rekord beim diesjährigen FFD-Häuserwechsel geht eindeutig nach Nicaragua, Matagalpa - an uns, Tim und mich. Noch nicht einmal drei Monate haben wir in unserem schönen Haus mit Dachterrasse und Blick über Matagalpa verbracht, da waren wir schon wieder draußen.

Warum?

Unser friedlichen Vermieter, die direkt eine Etage unter uns lebten, entwickelten sich von ruhig zu beunruhigend; denn nicht nur, dass sie dauernd Ursachen fanden, die die Miete erhöhten, zuletzt verboten sie uns auch den Kontakt zu Nicaraguanern.
Zeit für einen Tapetenwechsel, beschlossen Tim und ich,und so räumten wir in Windeseile unser nettes Haus - und fanden ein noch schöneres. Zwar genießen wir keine Aussicht mehr über Matagalpa, dafür müssen wir aber auch keinen Berg mehr rauf. Wir leben zentral - und doch ruhig, in einem netten Haus, direkt gegenüber der Universität, direkt neben Lina und Vivi, - und so eröffneten wir gemeinsam mit Janina, die mit uns zusammenzog, das Centro Cultural Aleman.
Doch ein weiteres Persönchen mischhte sich in unser WG-Leben: Golfi ist noch jung, hat viele rote Haare und sang uns in der ersten Nacht im Haus eine Katzenserenate. Mittlerweile hat sich unser Kater gut eingelebt und fängt die Fliegen im Hof.

Die anfängliche Traurig- und Ratlosigkeit hat sich also längst gelegt, - wir sind glücklich, genießen unser Leben im neuen Haus und den Regen, der seit Ende April Matagalpa beinahe täglich mit Abkühlungen beglückt.

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Was es heißt, zu gehen

Mit knapp zwanzig Jahren Lebenserfahrung habe ich mich entschlossen, ab Sommer 2009 für ganze zwölf Monate nach Nicaragua zu gehen; dass es geklappt hat, hatte ich zwischendurch nicht wirklich gedacht; aber dass ich nun, Anfang Juli, so kurz vor der Ausreise stehe und meine Schulzeit einfach so an mir vorbei gegangen ist - das ist noch weniger zu begreifen. Ich werde natürlich an diesem Zustand nichts ändern können und freue mich tatsächlich wahnsinnig auf die Zeit in Mittelamerika. Bisher haben sich meine Auslandserfahrungen auf den europäischen Raum begrenzt; am 23. Juli geht es jedoch los in ein Land, von dessen Existenz ich zuvor zwar wusste, aber an das ich doch zugegeben wenig gedacht habe - und das ich geographisch als Abiturientin "drüben" eingeordnet habe.

Innerhalb eines Jahres werden sich mein Weltbild, meine geographischen und kulturellen Kenntnissen verschieben, neu ordnen. Ich werde einen Teil der Welt kennen lernen, der von Armut, Korruption, Drogen und der Hoffnung auf Besserung bestimmt wird, - aber genau so von Gastfreundlichkeit, Freude am Leben und an dem wenigen, das man hat.

Ich verlasse meine Heimat, ohne zu wissen, was Heimat eigentlich ist.

Natürlich werde ich wiederkommen - jedenfalls gehe ich stark davon aus -, aber die Entwicklung, die ich in diesem Jahr vollziehen werde, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Es fällt leicht, über all diese Dinge an einem warmen, geheizten Ort (im Winter) zu schreiben, wenn man von all dem umgeben ist, das man zum Leben braucht. Wie es tatsächlich in Nicaragua aussieht, was sich tatsächlich hinter dem Wort Armut verbirgt und was man als Europäer tun kann oder tun muss, werde ich erst in einem Jahr wissen. Dieser Blog ist daher zweierlei: einerseits eine Informationsstation, die allen, die es interessiert oder auch nur zufällig hierher stolpern, Eindrücke meines Lebens in Nicaragua schildern soll; andererseits eine Gedankenkiste, in der ich all das verarbeiten und mitteilen kann, was ich hier erlebe; im Großen und Ganzen ist es dabei auch ein Beitrag meinerseits, um eine Welt, die unglaublich verknüpft ist und die denkbar unvorstellbar von der Technik und dem Fortschritt profitiert, zu ermöglichen, die sich in all der Schnelllebigkeit auch noch gegenseitig versteht und zuhört.