Samstag, 26. Juni 2010

Ein kulinarisches Vergnuegen

Am Montag landet ein alter Freund in der Stadt, und obwohl wir darueber Absprache gehalten haben, bin ich ueberrascht, Lukas auf den Strassen Matagalpas ueber den Weg zu laufen; was dann beginnt, ist der wohl erstaunlichste Verkoestigungsmarathon, den ich je mit Besuch (oder auch allein) in Matagalpa hingelegt habe.

Zunaechst lenken uns unsere Schritte zum besten Kakao der Stadt, den man in der Sorbeteria Karla erhaelt; am gleichen Abend greift Tim ein und schleppt Lukas zu den besten Hambugern, die ich je gegessen habe und (Schande ueber mich) die mich letzlich entvegetarisiert haben; das Konzept der drei Maenner, die in dem kleinen Totowagen stehen und Essen verkaufen, heisst: Hamburgerbrot, Salat, Kaese, Ketchup, Fleisch, Tomate, Mayo, Zwiebel, Hamburgerbrot. (Es gibt das auch als dreifachen Hamburger).

Der naechste Morgen beginnt mit einem ausgeladenen Fruehstueck im Barista; Erdbeercrepe und grosser Kaffee fuer umgerechnet 3 Euro. Um ein wenig Scheinkultur in unsere Mampfparade zu bekommen, wagen wir uns auf den Mirador, einen Aussichtspunkt und steigen sogar selbst wieder hinab. Mittagessen gibt es im Madre Tierra, wo wir gleichzeitig das Spiel Argentinien - Griechenland verfolgen.

Gegen halb vier fahren wir in mein Projekt, ich gebe eine Stunde und male wieder Ausserirdische mit einer weiteren Klasse, aber die Schueler der 6to A sind deutlich zu cool und machen lieber Mathehausaufgaben. Irgendwo aergert es mich, und es verletzt mich auch ein bisschen; aber jetzt nochmal so richtig einen auf Lehrmeister zu machen - wobei ich das ja noch nicht mal bin -, macht fuer zwei Wochen Unterricht keinen Sinn mehr; ich mag den Gedanken nicht, dass man mich so im Gedaechtnis behaelt.

Nach der Schule trinken wir einen Batido, einen ca. 400-500 ml Milchshake, mit Geschmack Pitahaya. Es ist suess und macht Hunger auf etwas Richtiges. Und so sitzen wir um halb sieben mit Luisa in der Pizzeria.
Ein strenges Programm, fuer Magen und Geldbeutel; ich habe Glueck, wenn man so will, denn einzig den Kakao habe ich mitgemacht, danach hat mein Magen aufgegeben. Zwei Tage spaeter spreche ich mit Lukas, - dem es genau so geht.

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Was es heißt, zu gehen

Mit knapp zwanzig Jahren Lebenserfahrung habe ich mich entschlossen, ab Sommer 2009 für ganze zwölf Monate nach Nicaragua zu gehen; dass es geklappt hat, hatte ich zwischendurch nicht wirklich gedacht; aber dass ich nun, Anfang Juli, so kurz vor der Ausreise stehe und meine Schulzeit einfach so an mir vorbei gegangen ist - das ist noch weniger zu begreifen. Ich werde natürlich an diesem Zustand nichts ändern können und freue mich tatsächlich wahnsinnig auf die Zeit in Mittelamerika. Bisher haben sich meine Auslandserfahrungen auf den europäischen Raum begrenzt; am 23. Juli geht es jedoch los in ein Land, von dessen Existenz ich zuvor zwar wusste, aber an das ich doch zugegeben wenig gedacht habe - und das ich geographisch als Abiturientin "drüben" eingeordnet habe.

Innerhalb eines Jahres werden sich mein Weltbild, meine geographischen und kulturellen Kenntnissen verschieben, neu ordnen. Ich werde einen Teil der Welt kennen lernen, der von Armut, Korruption, Drogen und der Hoffnung auf Besserung bestimmt wird, - aber genau so von Gastfreundlichkeit, Freude am Leben und an dem wenigen, das man hat.

Ich verlasse meine Heimat, ohne zu wissen, was Heimat eigentlich ist.

Natürlich werde ich wiederkommen - jedenfalls gehe ich stark davon aus -, aber die Entwicklung, die ich in diesem Jahr vollziehen werde, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Es fällt leicht, über all diese Dinge an einem warmen, geheizten Ort (im Winter) zu schreiben, wenn man von all dem umgeben ist, das man zum Leben braucht. Wie es tatsächlich in Nicaragua aussieht, was sich tatsächlich hinter dem Wort Armut verbirgt und was man als Europäer tun kann oder tun muss, werde ich erst in einem Jahr wissen. Dieser Blog ist daher zweierlei: einerseits eine Informationsstation, die allen, die es interessiert oder auch nur zufällig hierher stolpern, Eindrücke meines Lebens in Nicaragua schildern soll; andererseits eine Gedankenkiste, in der ich all das verarbeiten und mitteilen kann, was ich hier erlebe; im Großen und Ganzen ist es dabei auch ein Beitrag meinerseits, um eine Welt, die unglaublich verknüpft ist und die denkbar unvorstellbar von der Technik und dem Fortschritt profitiert, zu ermöglichen, die sich in all der Schnelllebigkeit auch noch gegenseitig versteht und zuhört.