Sonntag, 19. Juli 2009

Die letzten drei Tage


Nach einem wirklich intensiven - in allen Bereichen - zweiwöchigen Ausreisekurs in Bonn im Haus Annaberg, geht es nun in drei Tagen los. Die Stimmung, in der ich mich befinde, ist schwer zu beschreiben: es überwiegt die Verwunderung über die Zeit.

In einer Woche werde ich schon dort sein, schon in Nicaragua sein; jetzt bin ich noch hier und alles ist so normal, so langweilig, so wie immer. Vielleicht ist meine Wahrnehmung des Hier und Jetzt auch verschärft - immerhin bin ich hier alleine und auf dem Seminar waren wir beinahe vierzig Menschen. Ich weiß auch nicht, was ich anderes erwartet habe, als die Stille, die in unserem Haus eben herrscht, wenn wir eigentlich im Urlaub sind.

Aber ich wundere mich.

Mindestens genau so groß ist allerdings die Vorfreude auf unser Leben in Nicaragua, auf unsere Zeit, die wir zu viert dort verbringen werden; und natürlich ist die Vorfreude meinerseits am größten, wenn ich an Tims Wäscheplan denke. Ich habe heute schon geübt und ich muss sagen, dass man es nur den weißen Shirts ansieht, dass sie vorher nicht rosa waren ...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Was es heißt, zu gehen

Mit knapp zwanzig Jahren Lebenserfahrung habe ich mich entschlossen, ab Sommer 2009 für ganze zwölf Monate nach Nicaragua zu gehen; dass es geklappt hat, hatte ich zwischendurch nicht wirklich gedacht; aber dass ich nun, Anfang Juli, so kurz vor der Ausreise stehe und meine Schulzeit einfach so an mir vorbei gegangen ist - das ist noch weniger zu begreifen. Ich werde natürlich an diesem Zustand nichts ändern können und freue mich tatsächlich wahnsinnig auf die Zeit in Mittelamerika. Bisher haben sich meine Auslandserfahrungen auf den europäischen Raum begrenzt; am 23. Juli geht es jedoch los in ein Land, von dessen Existenz ich zuvor zwar wusste, aber an das ich doch zugegeben wenig gedacht habe - und das ich geographisch als Abiturientin "drüben" eingeordnet habe.

Innerhalb eines Jahres werden sich mein Weltbild, meine geographischen und kulturellen Kenntnissen verschieben, neu ordnen. Ich werde einen Teil der Welt kennen lernen, der von Armut, Korruption, Drogen und der Hoffnung auf Besserung bestimmt wird, - aber genau so von Gastfreundlichkeit, Freude am Leben und an dem wenigen, das man hat.

Ich verlasse meine Heimat, ohne zu wissen, was Heimat eigentlich ist.

Natürlich werde ich wiederkommen - jedenfalls gehe ich stark davon aus -, aber die Entwicklung, die ich in diesem Jahr vollziehen werde, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Es fällt leicht, über all diese Dinge an einem warmen, geheizten Ort (im Winter) zu schreiben, wenn man von all dem umgeben ist, das man zum Leben braucht. Wie es tatsächlich in Nicaragua aussieht, was sich tatsächlich hinter dem Wort Armut verbirgt und was man als Europäer tun kann oder tun muss, werde ich erst in einem Jahr wissen. Dieser Blog ist daher zweierlei: einerseits eine Informationsstation, die allen, die es interessiert oder auch nur zufällig hierher stolpern, Eindrücke meines Lebens in Nicaragua schildern soll; andererseits eine Gedankenkiste, in der ich all das verarbeiten und mitteilen kann, was ich hier erlebe; im Großen und Ganzen ist es dabei auch ein Beitrag meinerseits, um eine Welt, die unglaublich verknüpft ist und die denkbar unvorstellbar von der Technik und dem Fortschritt profitiert, zu ermöglichen, die sich in all der Schnelllebigkeit auch noch gegenseitig versteht und zuhört.