Sonntag, 26. Juli 2009
Wir sind da! - Die ersten Tage in Matagalpa
Dass wir endlich da sind, kann ich kaum glauben.
Die Odyssee, die hinter uns liegt, ist so unglaublich, dass sie noch nicht einmal fiktiv sein könnte.
Wir waren an die 24 Stunden unterwegs und mussten schließlich in Managua fest stellen, dass unser Gepäck nicht nach Mittelamerika wollte; zumindest fand es Madrid deutlich attraktiver und wird nun - hoffentlich - Montagmorgen bei uns sein. Sowohl American Airlines als auch Iberia schienen überfordert, als wir gestern in Managua versuchten, unser Gepäck abzuholen. Dafür haben wir die Hauptstadt Nicaraguas mit eigenen Augen gesehen, zwar auch nur einen Teil, dafür war die Armut, mit der wir konfrontiert wurden, um so schlimmer. Wenn unser Taxi hielt, kam sofort ein Kind angelaufen oder auch zwei, die uns mit großen Augen nach Geld fragten.
Es ist schwer, zu verstehen, dass man nicht jedem etwas geben kann.
Nicaragua ist tatsächlich das Land der Seen und Vulkane. Auf dem Weg nach Managua gestern sind wir mit einem alten ameirkanischen Schulbus durch die Gegend gefahren. Es ist alles unendlich grün hier, hügelig, und wenn die Sonne untergeht - ca. ab halb sieben - leuchtet die Stadt.
Das Essen hier ist richtig lecker, mit Magendarm oder sonstigen Beschwerden haben wir bisher noch nicht zu kämpfen. Gestern Abend haben wir in Linas Geburtstag reingefeiert.
Unser Haus haben wir Donnerstagabend gefunden und es scheint wie ein Wunder - denn es gibt keine Straßennamen, einzig die Bezirke haben Bezeichnungen, und wir leben im Friedhof.
Als wir mit einem klapprigen Taxi und einem sehr freundlichen Taxifahrer mitten in der Nacht hier ankamen, kannten wir unser Haus nur von einem Foto.
Wir haben es letztlich gefunden und was wir vorfanden, war leider nicht so, wie wir es uns vielleicht gewünscht hätten. Dass es anders sein würde als zu Hause, war klar ... Flo und Paul hatten es irgendwie zu gut gemeint mit uns und mehr dagelassen, als wir gebrauchen konnten - Grüße an euch zwei ;-)
Deshalb haben wir die ersten zwei Tage damit verbracht, das Haus aufzuräumen und zu fegen und zu putzen. Mittlerweile ist es bewohnbar geworden; Tim und ich planen, in den nächsten Tagen noch Stühle und Regale zu bauen.
Morgen beginnt unser Spanischkurs.
Es ist alles recht spannend und die Tage vergehen wie im Flug. Bilder von unserem neuen Zuhause werden bald online gestellt.
Bis dahin bleibt zu sagen: das Land, in dem wir hier gelandet sind, ist wunderbar.
Was es heißt, zu gehen
Mit knapp zwanzig Jahren Lebenserfahrung habe ich mich entschlossen, ab Sommer 2009 für ganze zwölf Monate nach Nicaragua zu gehen; dass es geklappt hat, hatte ich zwischendurch nicht wirklich gedacht; aber dass ich nun, Anfang Juli, so kurz vor der Ausreise stehe und meine Schulzeit einfach so an mir vorbei gegangen ist - das ist noch weniger zu begreifen. Ich werde natürlich an diesem Zustand nichts ändern können und freue mich tatsächlich wahnsinnig auf die Zeit in Mittelamerika. Bisher haben sich meine Auslandserfahrungen auf den europäischen Raum begrenzt; am 23. Juli geht es jedoch los in ein Land, von dessen Existenz ich zuvor zwar wusste, aber an das ich doch zugegeben wenig gedacht habe - und das ich geographisch als Abiturientin "drüben" eingeordnet habe.
Innerhalb eines Jahres werden sich mein Weltbild, meine geographischen und kulturellen Kenntnissen verschieben, neu ordnen. Ich werde einen Teil der Welt kennen lernen, der von Armut, Korruption, Drogen und der Hoffnung auf Besserung bestimmt wird, - aber genau so von Gastfreundlichkeit, Freude am Leben und an dem wenigen, das man hat.Ich verlasse meine Heimat, ohne zu wissen, was Heimat eigentlich ist.
Natürlich werde ich wiederkommen - jedenfalls gehe ich stark davon aus -, aber die Entwicklung, die ich in diesem Jahr vollziehen werde, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Es fällt leicht, über all diese Dinge an einem warmen, geheizten Ort (im Winter) zu schreiben, wenn man von all dem umgeben ist, das man zum Leben braucht. Wie es tatsächlich in Nicaragua aussieht, was sich tatsächlich hinter dem Wort Armut verbirgt und was man als Europäer tun kann oder tun muss, werde ich erst in einem Jahr wissen. Dieser Blog ist daher zweierlei: einerseits eine Informationsstation, die allen, die es interessiert oder auch nur zufällig hierher stolpern, Eindrücke meines Lebens in Nicaragua schildern soll; andererseits eine Gedankenkiste, in der ich all das verarbeiten und mitteilen kann, was ich hier erlebe; im Großen und Ganzen ist es dabei auch ein Beitrag meinerseits, um eine Welt, die unglaublich verknüpft ist und die denkbar unvorstellbar von der Technik und dem Fortschritt profitiert, zu ermöglichen, die sich in all der Schnelllebigkeit auch noch gegenseitig versteht und zuhört.
Es freut mich, dass Du gut angekommen bist, das mit dem Gepäck wird sich schon ergeben. Wie klappt es mit der Umstellung durch die Zeitverschiebung? Ich bin gespannt, wie die Kinder auf euch reagieren (und ihr auf sie). Denke oft an Dich, würde euch gerne eine Weile begleiten.
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus Bochum
Gila u. Jürgen