Sonntag, 9. August 2009

Für mehr Palmen in deutschen Schulen

Um das Leben, das wir momentan führen, besser vor Augen zu haben, sagen die Bilder wohl mehr als unsere Beschreibungen. Auch wenn die Bilder, die wir heir veröffentlichen, nur ein Bruchteil von der Welt sind, die wir momentan vor uns finden und für uns entdecken.

Zunächst seht ihr die Sprachschule, in der wir jeden Tag Spanisch lernen und ja, man kann wirklich sagen, dass die Bedingungen unglaublich schön sind. Meistens sitzen wir in den Schaukelstühlen und baumeln vor uns her, während wir dabei Spanisch lernen.
Klar, es steckt auch Arbeit dahinter, aber man glaubt nicht, wie viel ein paar Palmenwedel ausmachen; deshalb planen wir auch schon, nach unserer Heimkehr uns verstärkt für mehr Plamen in deutschen Schulen einzusetzen.

Man sieht: Das Engagement für eine bessere Welt hört nicht nach einem Jahr auf.

Aber mal ohne Flax: Hier sind eben Kinder reingekommen, in dieses sterile Cafe, das eigentlich nur deshalb Kundschaft hat, weil es kostenloses WLAN gibt, so viel wie man eben will bzw. wie der Akku des Schlapptops hergibt. Die meisten werden sofort wieder rausgejagt, weil die Bedienungen bettelnde Straßenkinder nicht haben wollen. Wir haben eigentlich immer ein paar Cordobas in der Tasche, die wir zu diesen Zwecken los werden können. Aber es ist doch eine absolute Welt der Gegensätze, in die wir hier geraten sind.

Die Straßen in Matagalpa gehen eigentlich alle irgendwann einen Berg hoch. Denn das Tal, in dem das Zentrum der Stadt liegt, wurde mit der Zeit zu klein für all die Matagalpaner.

Am vergangenen Sonntag mussten wir dies auch erfahren, als wir uns in den Kopf setzten, die Stadt genauer kennen zu lernen. Von den umliegenden Hügeln hat man einen schönen Blick über die ganze Stadt, die sich leider nicht in einem Bild festhalten lässt (unten).

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Was es heißt, zu gehen

Mit knapp zwanzig Jahren Lebenserfahrung habe ich mich entschlossen, ab Sommer 2009 für ganze zwölf Monate nach Nicaragua zu gehen; dass es geklappt hat, hatte ich zwischendurch nicht wirklich gedacht; aber dass ich nun, Anfang Juli, so kurz vor der Ausreise stehe und meine Schulzeit einfach so an mir vorbei gegangen ist - das ist noch weniger zu begreifen. Ich werde natürlich an diesem Zustand nichts ändern können und freue mich tatsächlich wahnsinnig auf die Zeit in Mittelamerika. Bisher haben sich meine Auslandserfahrungen auf den europäischen Raum begrenzt; am 23. Juli geht es jedoch los in ein Land, von dessen Existenz ich zuvor zwar wusste, aber an das ich doch zugegeben wenig gedacht habe - und das ich geographisch als Abiturientin "drüben" eingeordnet habe.

Innerhalb eines Jahres werden sich mein Weltbild, meine geographischen und kulturellen Kenntnissen verschieben, neu ordnen. Ich werde einen Teil der Welt kennen lernen, der von Armut, Korruption, Drogen und der Hoffnung auf Besserung bestimmt wird, - aber genau so von Gastfreundlichkeit, Freude am Leben und an dem wenigen, das man hat.

Ich verlasse meine Heimat, ohne zu wissen, was Heimat eigentlich ist.

Natürlich werde ich wiederkommen - jedenfalls gehe ich stark davon aus -, aber die Entwicklung, die ich in diesem Jahr vollziehen werde, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Es fällt leicht, über all diese Dinge an einem warmen, geheizten Ort (im Winter) zu schreiben, wenn man von all dem umgeben ist, das man zum Leben braucht. Wie es tatsächlich in Nicaragua aussieht, was sich tatsächlich hinter dem Wort Armut verbirgt und was man als Europäer tun kann oder tun muss, werde ich erst in einem Jahr wissen. Dieser Blog ist daher zweierlei: einerseits eine Informationsstation, die allen, die es interessiert oder auch nur zufällig hierher stolpern, Eindrücke meines Lebens in Nicaragua schildern soll; andererseits eine Gedankenkiste, in der ich all das verarbeiten und mitteilen kann, was ich hier erlebe; im Großen und Ganzen ist es dabei auch ein Beitrag meinerseits, um eine Welt, die unglaublich verknüpft ist und die denkbar unvorstellbar von der Technik und dem Fortschritt profitiert, zu ermöglichen, die sich in all der Schnelllebigkeit auch noch gegenseitig versteht und zuhört.