Zwar liegt unsere Rückkehr noch weit vor uns, aber dennoch: 1/12 unseres Aufenthaltes ist bereits herum und es verging wie ein Augenschlag, wie eine Sekunde. Die Dinge, die wir bereits erlebten, die Leute, die bereits trafen und kennen lernen durften, haben uns das Gefühl gegeben,
Solche Sätze klingen ziemlich abgenutzt und wahrscheinlich erwartet man das auch auf einer solchen Seite, wo ein junger Mensch von bahnbrechenden Erfahrungen spricht, die sein momentanes Leben bereichern. Aber vermutlich ist das der Moment, an dem Sprache an ihre Grenzen stößt: Ich kann euch erzählen, was für ein Leben man hier lebt, ich kann euch Bilder zeigen und euch alles bis ins kleinste Detail berichten; aber es wird immer noch unbekannt für euch sein und ihr werdet wahrscheinlich nicht wissen können, wie es ist, wenn man hier die Straßen lang geht und die Männer einem hinterherrufen, so dass sich man für einen Augenblick wünscht, unsichtbar zu sein. Ihr werdet auch nicht wissen, was mir jeden Morgen durch den Kopf geht, wenn ich die Berge sehe, die Matagalpa umgeben, oder wenn ich auf dem Weg zur Schule den Fluß überquere, wenn Kinder in ein Cafe kommen und nach einem Cordoba fragen, wenn trotz unserer Funktion als Freiwillige, als Helfer, eine klare Linie zwischen arm und reich, zwischen fremd und nicaraguanisch, zwischen uns und den anderen gezogen wird. Es sind diese Momente, in denen wir merken, dass niemand außer uns in unserer Haut steckt, Momente, in denen wir verstehen, dass niemand außer uns gerade so fühlt, so fühlen kann, wie wir.
Tatsächlich fühlen wir uns nicht allein gelassen und tatsächlich sind wir gut angekommen, haben nach einem Monat bereits feste Freunde und Menschen gefunden, an die wir uns anlehnen können, wenn wir nicht weiter wissen. Aber die Grenzen des Einzelnen werden mir hier bewusster als je zuvor.
Die Dinge, die wir erleben, sind wahnsinnig.
Allein gestern waren wir mit Freddy und Lussi in den Bergen, im Dschungel, im Regenwald. Wir haben die älteste Eiche der Welt gesehen, haben Schlamm und Matsch durchwatet und haben Affen brüllen hören, so dass es klang, als ob ein Heer von Wahnsinnigen auf dem Vormarsch wäre. Fern jeglicher Zivilisation, könnte man meinen - und als wir die Orientierung total verloren, fühlte es sich auch so an. Es war ein ganz wunderbarer Spaziergang, der ungefähr fünf Stunden dauerte und uns durch dichten Dschungel führte und zeigte uns Dinge, von denen wir zwar wussten, dass sie existieren, aber die wir noch nie mit eigenen Augen gesehen hatten.
Zum krönenden Abschluss durften wir in einigen Hundert Metern Höhe erleben, wie dichtester Nebel das Tal zu unseren Füßen bedeckte und der Regen, der auf uns fiel, war etwas ganz besonderes. Das war wohl einer dieser Momente, die wir nie vergessen werden.
Abschließend kauften Tim und ich noch eine Hängepflanze für unsere Superwohnung und nach zwei Stunden Schlaf gönnten wir uns italienisches Essen.
Den heutigen Sonntag werden wir mit Chillen verbringen und vielleicht mit dem Zählen der Moskitostiche auf unserer Haut.
Zudem haben wir eben ein Schwein gekauft. Es heißt Jemima und wird unsere Zusatzkasse, in die wir Cordobas reinwerfen, die in unseren Hosentaschen rumfliegen. Zu Weihnachten wird Jemima dann geschlachtet und dann werden wir sehen, wie viel wir großzügiger Weise zur Seite gelegt haben. Was wir genau mit dem Geld machen, steht noch nicht fest ... aber wir werden es schon einzusetzen verstehen.
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