Das ist ganz richtig. Dreibeinige Tische wackeln tatsächlich nie; sie fallen sofort um. Das wurde mir allerdings nicht gesagt und so lag diese Erfahrung in den zahlreichen Situationen empirischer Natur, die ich bereits in diesem Land machen durfte. Leider war der Moment, in dem die dreibeinigen Tische aus eigener Seriendarstellung sich dazu entschlossen, umzufallen, denkbar ungünstig, denn eine gute Flasche Supermarktwein und ein paar Gläser (wohl gemerkt: Gläser, keine Becher. Das ist etwas, worauf wir sehr stolz sind) gingen dafür drauf.
Zudem kratzte dieser Unfall auch an meinem Ego, denn mein guter Mitbewohner, auf den ich vor einer geschätzten Woche noch eine Ode hielt, ließ es sich nicht nehmen, von dem aus dieser misslichen Situation entstandenen Schaden auf meine handwerklichen Fähigkeiten normativ zu schließen.
Meine Antwort war ein bloßes Pf, das den Tisch trotz allem nicht davon überzeugen konnte, sich von selbst wieder aufzurichten, den Wein in die Flasche zurück zu füllen und meine verlorene Ehre wieder herzustellen.
In jeder Kultur mag etwas fremdes stecken, etwas, das wir mit der Sicht unserer ethnologischen Brille nicht erkennen können; und so erschließt sich uns in diesen Tagen auch die holländische Kultur und wir lernen unseren Nachbarn im Nordwesten ein wenig besser kennen. Und wir machen Witze über Belgien.
Das ist böse - aber es scheint eine universelle Abneigung, nein, ein allgemeines Übereinkommen über den Standort Belgien geben: so, als ob es ein europäischer Irrtum sei. Ich entschuldige mich dafür und für diese bösen Worte; was hat Belgien uns nicht gegeben? Pommes, Pralinen und Brügge. Und das sind alles Dinge, die eigentlich recht schön sind ...
Trotzdem hatten Mirte und nich heute Morgen sehr viel Spaß mit Belgien, als wir vor der Weltkarte standen. (Ich warte auf den Tag, an dem mir ein Kind mit Namen Belgien begegnet ...)
Und wo wir schon beim Wohnen und Leben in Matagalpa sind: ich wurde nun schon vermehrt darauf angesprochen, dass ich ja hier bleiben möchte. Ich glaube, dass ich tatsächlich falsch verstanden wurde: ich sagte, dass es schwer werde, wieder zu gehen, dass es ein Land ist, mit dem ich mich vebrrüdert habe. Und ist es nicht merkwürdig, dass ich ausgerechnet in Nicaragua meine eigene Unabhängigkeit formuliere, meine eigene Freiheit und womöglich noch viel mehr suche - in einem Land, das selbst noch nicht so weit ist?
Naja. Zurück zum Ausgangspunkt: Ich komme wieder, ist doch klar. Aber dass ich anders sein werde, dass ich dieses Jahr und dieses Land nicht vergessen kann, nicht vergessen werde - das ist doch wohl klar? Aber um Sina zu beruhigen: Ich werde immer noch ich sein; nicht jemand anders, sondern ich. Aber der Weg dahin, den geh ich wahrscheinlich gerade.
Klingt ja furchtbar, wenn man sich das so durchliest.
Ich habe zu viel Freizeit.
In dieser Woche beginnt mein Wochenende wieder am Mittwoch. Ich sitze oft auf dem Bett und schreibe oder gucke einen Film, wenn ich gar nichts mehr weiß. Letztens - als ich allein im Haus waren udn alle anderen noch unterwegs - habe ich einen Horrorfilm geguckt; und mich furchtbar gelangweilt.
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