Donnerstag, 24. Dezember 2009

Das Gelbfieber und wir

Wer reist, der sieht viel.
Und manchmal, wenn man sich auf den Weg nach Nicaragua macht und dabei die Grenze von Costa Rica ueberschreiten muss, ja, dann sieht man vielleicht acht oder neun Stunden das selbe. Weil die Busfahrer streiken oder weil das Gepaeck kontrolliert wird oder weil was auch immer.
So erging es leider Tobi und Lukas, die mit uns Weihnachten auf Corn ISland feiern wollten. Statt um vier Uhr nachittags, kamen sie um ein Uhr nachts in Managua an.
Aber sie hatten Glueck im Unglueck - denn sie trafen Antonio. Einen kleinen, dicken Taxifahrer aus Managua, der genau wusste, wohin mit den zweien.
Er verschaffte ihnen ein gutes Hotelito und eine sichere Unterkunft fuer die Nacht. Am naechsten Morgen machten Tim, Selina und ich uns auf den Weg nach Managua, bevor wir uns allerdings begegneten, machten tim, Selina und ich noch einen Ausflug in das nicaraguanische Gesundheitswesen und es war vielleicht das erste Mal, dass wir ein wenig Bitterkeit ueber die Tatsache empfanden, dass wir in Nicaragua stationiert sind. Die Gratisimpfung gegen Gelbfieber wollte man uns nicht geben, denn laut der Aerztin braeuchte man die nicht in Panama.
Doch, braucht man.
Sagt das Auswaertige Amt. Es bittet, es fleht uns quasi auf seiner Internetseite an, uns impfen zu lassen. Sonst duerfen wir nicht mehr nach Deutschland.
Das sagen wir auch der Frau vom Gesundheitswesen. Sie sagt, dass es in Deutschland kein Gelbfieber gibt.
Ja, richtig.
Aber man laesst uns nicht rein, wenn wir nicht geimpft sind und trotzdem in Panama waren.
1n Deutschland braucht man keine Gelbfieberimpfung, wiederholt sie es, sie predigt es, auf dass es irgendwann in unseren europaeischen Kopefen ankommt, was sie uns sagen will:
Sie kann, sie will uns die Impfung nicht geben. Weil es den nicaraguanischen Staat kostet, weil es teuer ist; und weil sie weiss, dass wir - wenn wir sie wirklich brauchen - uns sie selbst besorgen koennen. Sie weiss, dass das Geld fuer uns keine Rolle spielt.
Wenn Sie nach Brasilien wollen, dann brauchen Sie die Impfung. Ja, nach Brasilien wollen wir unbedingt, sagt Tim und versucht es einfach nochmal.
Dafuer braucht man eine Bescheinigung, sagt sie und hat genug von uns.
Wir ziehen von dannen und sind ein wenig geknickt; da muessen wir wohl nach San Jose und uns dort impfen lassen.
Aber vielleicht stehen sie ja auch in Panama mit Spritzen an der Grenze.

1 Kommentar:

  1. Ich kenne so gut wie keinen Urlauber - mich als hier Ansässigen mal eingeschlossen - der sich gegen Gelbfieber impfen lies.
    Das auswärtige Amt ... was diese deutschen Büroakrabaten alles wissen ....

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Was es heißt, zu gehen

Mit knapp zwanzig Jahren Lebenserfahrung habe ich mich entschlossen, ab Sommer 2009 für ganze zwölf Monate nach Nicaragua zu gehen; dass es geklappt hat, hatte ich zwischendurch nicht wirklich gedacht; aber dass ich nun, Anfang Juli, so kurz vor der Ausreise stehe und meine Schulzeit einfach so an mir vorbei gegangen ist - das ist noch weniger zu begreifen. Ich werde natürlich an diesem Zustand nichts ändern können und freue mich tatsächlich wahnsinnig auf die Zeit in Mittelamerika. Bisher haben sich meine Auslandserfahrungen auf den europäischen Raum begrenzt; am 23. Juli geht es jedoch los in ein Land, von dessen Existenz ich zuvor zwar wusste, aber an das ich doch zugegeben wenig gedacht habe - und das ich geographisch als Abiturientin "drüben" eingeordnet habe.

Innerhalb eines Jahres werden sich mein Weltbild, meine geographischen und kulturellen Kenntnissen verschieben, neu ordnen. Ich werde einen Teil der Welt kennen lernen, der von Armut, Korruption, Drogen und der Hoffnung auf Besserung bestimmt wird, - aber genau so von Gastfreundlichkeit, Freude am Leben und an dem wenigen, das man hat.

Ich verlasse meine Heimat, ohne zu wissen, was Heimat eigentlich ist.

Natürlich werde ich wiederkommen - jedenfalls gehe ich stark davon aus -, aber die Entwicklung, die ich in diesem Jahr vollziehen werde, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Es fällt leicht, über all diese Dinge an einem warmen, geheizten Ort (im Winter) zu schreiben, wenn man von all dem umgeben ist, das man zum Leben braucht. Wie es tatsächlich in Nicaragua aussieht, was sich tatsächlich hinter dem Wort Armut verbirgt und was man als Europäer tun kann oder tun muss, werde ich erst in einem Jahr wissen. Dieser Blog ist daher zweierlei: einerseits eine Informationsstation, die allen, die es interessiert oder auch nur zufällig hierher stolpern, Eindrücke meines Lebens in Nicaragua schildern soll; andererseits eine Gedankenkiste, in der ich all das verarbeiten und mitteilen kann, was ich hier erlebe; im Großen und Ganzen ist es dabei auch ein Beitrag meinerseits, um eine Welt, die unglaublich verknüpft ist und die denkbar unvorstellbar von der Technik und dem Fortschritt profitiert, zu ermöglichen, die sich in all der Schnelllebigkeit auch noch gegenseitig versteht und zuhört.