Montag, 21. Dezember 2009
Feliz Navidad
Dann kehrten Tim, Lina, Vivi und Selina aus Guatemala wieder.
Und dann stand Weihnachten plötzlich vor der Tür.
Heute regnet es und es sieht aus wie ein regnerischer Oktobertag in der Bochumer Fußgängerzone. Wir bereiten uns auf unseren Trip nach Corn Island vor; heute erscheint hoher Besuch aus Bochum und aus meiner unmittelbaren Vergangenheit.
Gestern kamen Linas Eltern und ihr Bruder an.
Die Truppe, die da in die Karibik aufbricht, ist ganz schön bunt gemischt.
Im Parque Ruben Dario in Matagalpa hängt an jedem Baum eine Lichtergirlande, die ein anderes Weihnachtslied von sich gibt, und ein jedes Mal, wenn ich durch den PArk gehe, denke ich, dass mich jemand anruft.
Aber nein, es sind die Bäume, die uns von Weihnachten singen.
Genug gesponnen: Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten, hoffe, dass ihr das verbringt, was man ein schönes Fest nennt und was ihr euch darunter vorstellt.
Wir sehen uns im nächsten Jahr in alter Form!
Was es heißt, zu gehen
Mit knapp zwanzig Jahren Lebenserfahrung habe ich mich entschlossen, ab Sommer 2009 für ganze zwölf Monate nach Nicaragua zu gehen; dass es geklappt hat, hatte ich zwischendurch nicht wirklich gedacht; aber dass ich nun, Anfang Juli, so kurz vor der Ausreise stehe und meine Schulzeit einfach so an mir vorbei gegangen ist - das ist noch weniger zu begreifen. Ich werde natürlich an diesem Zustand nichts ändern können und freue mich tatsächlich wahnsinnig auf die Zeit in Mittelamerika. Bisher haben sich meine Auslandserfahrungen auf den europäischen Raum begrenzt; am 23. Juli geht es jedoch los in ein Land, von dessen Existenz ich zuvor zwar wusste, aber an das ich doch zugegeben wenig gedacht habe - und das ich geographisch als Abiturientin "drüben" eingeordnet habe.
Innerhalb eines Jahres werden sich mein Weltbild, meine geographischen und kulturellen Kenntnissen verschieben, neu ordnen. Ich werde einen Teil der Welt kennen lernen, der von Armut, Korruption, Drogen und der Hoffnung auf Besserung bestimmt wird, - aber genau so von Gastfreundlichkeit, Freude am Leben und an dem wenigen, das man hat.Ich verlasse meine Heimat, ohne zu wissen, was Heimat eigentlich ist.
Natürlich werde ich wiederkommen - jedenfalls gehe ich stark davon aus -, aber die Entwicklung, die ich in diesem Jahr vollziehen werde, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Es fällt leicht, über all diese Dinge an einem warmen, geheizten Ort (im Winter) zu schreiben, wenn man von all dem umgeben ist, das man zum Leben braucht. Wie es tatsächlich in Nicaragua aussieht, was sich tatsächlich hinter dem Wort Armut verbirgt und was man als Europäer tun kann oder tun muss, werde ich erst in einem Jahr wissen. Dieser Blog ist daher zweierlei: einerseits eine Informationsstation, die allen, die es interessiert oder auch nur zufällig hierher stolpern, Eindrücke meines Lebens in Nicaragua schildern soll; andererseits eine Gedankenkiste, in der ich all das verarbeiten und mitteilen kann, was ich hier erlebe; im Großen und Ganzen ist es dabei auch ein Beitrag meinerseits, um eine Welt, die unglaublich verknüpft ist und die denkbar unvorstellbar von der Technik und dem Fortschritt profitiert, zu ermöglichen, die sich in all der Schnelllebigkeit auch noch gegenseitig versteht und zuhört.
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