Freitag, 8. Januar 2010

Mit Rigoberto unterwegs

Kaum hatte uns der Bus von der Grenze in Canas ausgespuckt, standen wir sechs vor dem naechsten Problem: irgendwie muessen wir nach San Louis, aber wir haben keine Ahnung von Entfernungen, von Orientierung und vom Geld.
In Nicaragua zahlt man mit Cordobas, in Costa Rica zahlt man mit Colones. 7000 Colones sind ungefaehr 10 Euro. 7000 Cordobas sind circa 300 Euro. Wir kommen also vollkommen durcheinander und die Tatsache, dass man in Costa Rica mehr Geld von uns verlangen kann, verwirrt uns total. Unser Unwissen macht uns zu perfekten Opfern fuer heimtueckische Costaricaner.
Und wir treffen: Rigoberto.
Oder besser: Rigoberto trifft uns. Er faehrt ein Auto, das diese Bezeichnung nicht verdient, er hat stahlblaue Augen und gute Laune. Fuer 10 000 Colones faehrt er uns nach San Louis, er sei Taxifahrer, aber in Wirklichkeit ist Rigoberto GEschaeftsmann.
Der Preis, den wir aushandeln, ist nur deshalb so billig, weil wir zu sechst in ein Auto passen, das fuer vier Leute gedacht ist. Wir quetschen uns zusammen, Lina und ich sitzen vorne, Selina, Vivi, Leon, Tim und zwei Rucksaecke machen es sich auf der Rueckbank bequem. Es gibt Fotos von dieser Fahrt und auch ein paar Videos, aber man sieht nur Lina und Tim.
Rigoberto hingegen goennt sich bei so viel Aufregung ein Bier und wie wir auf der Fahrt merken, - es war nicht sein erstes.
Das Auto setzt auf, die Huckel, die die Costaricaner vom Rasen abhalten sollen, werden ein Problem fuer das Rigobertomobil, aber wir lachen und haben unseren Spass.

Schliesslich kommen wir an den Stausee des Arenals. Rigoberto faehrt uns noch auf einen Aussichtspunkt und wir blicken ueber diesen riesigen See, in dem es angeblich auch Cocodrillos geben soll. Zunaechst sind wir ein bisschen enttaeuscht; denn wir wollen ja ein bisschen schwimmen, aber dann erreichen wir unser Ziel.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Was es heißt, zu gehen

Mit knapp zwanzig Jahren Lebenserfahrung habe ich mich entschlossen, ab Sommer 2009 für ganze zwölf Monate nach Nicaragua zu gehen; dass es geklappt hat, hatte ich zwischendurch nicht wirklich gedacht; aber dass ich nun, Anfang Juli, so kurz vor der Ausreise stehe und meine Schulzeit einfach so an mir vorbei gegangen ist - das ist noch weniger zu begreifen. Ich werde natürlich an diesem Zustand nichts ändern können und freue mich tatsächlich wahnsinnig auf die Zeit in Mittelamerika. Bisher haben sich meine Auslandserfahrungen auf den europäischen Raum begrenzt; am 23. Juli geht es jedoch los in ein Land, von dessen Existenz ich zuvor zwar wusste, aber an das ich doch zugegeben wenig gedacht habe - und das ich geographisch als Abiturientin "drüben" eingeordnet habe.

Innerhalb eines Jahres werden sich mein Weltbild, meine geographischen und kulturellen Kenntnissen verschieben, neu ordnen. Ich werde einen Teil der Welt kennen lernen, der von Armut, Korruption, Drogen und der Hoffnung auf Besserung bestimmt wird, - aber genau so von Gastfreundlichkeit, Freude am Leben und an dem wenigen, das man hat.

Ich verlasse meine Heimat, ohne zu wissen, was Heimat eigentlich ist.

Natürlich werde ich wiederkommen - jedenfalls gehe ich stark davon aus -, aber die Entwicklung, die ich in diesem Jahr vollziehen werde, ist jetzt noch gar nicht abzusehen. Es fällt leicht, über all diese Dinge an einem warmen, geheizten Ort (im Winter) zu schreiben, wenn man von all dem umgeben ist, das man zum Leben braucht. Wie es tatsächlich in Nicaragua aussieht, was sich tatsächlich hinter dem Wort Armut verbirgt und was man als Europäer tun kann oder tun muss, werde ich erst in einem Jahr wissen. Dieser Blog ist daher zweierlei: einerseits eine Informationsstation, die allen, die es interessiert oder auch nur zufällig hierher stolpern, Eindrücke meines Lebens in Nicaragua schildern soll; andererseits eine Gedankenkiste, in der ich all das verarbeiten und mitteilen kann, was ich hier erlebe; im Großen und Ganzen ist es dabei auch ein Beitrag meinerseits, um eine Welt, die unglaublich verknüpft ist und die denkbar unvorstellbar von der Technik und dem Fortschritt profitiert, zu ermöglichen, die sich in all der Schnelllebigkeit auch noch gegenseitig versteht und zuhört.